Geschichte der Gemeinde Ertingen

Funde aus der Jungstein- und Bronzezeit, wie auch die Lage an der keltischen Urstraße, weisen auf eine sehr frühe Besiedlung hin, von welcher der „Rauhe Lehen“, die Grabstätten eines vorrömischen Fürstengeschlechts, beredtes Zeugnis gibt.

Das hier an der Heerstraße Ennetach-Rißtissen angelegte römische Zwischenkastell hatte mit seiner Siedlung schon während der Römerzeit eine gewisse Bedeutung.

Später war Ertingen wohl der Hauptort des Eritgaues, eines bis in die Alemannenzeit zurückreichenden Gaues, der sich von Zell bis Moosheim erstreckte. Der Name selber wird erstmals um 1100 anlässlich einer Schenkung des Erlevin von Ertingen an das Kloster Zwiefalten erwähnt. 1241 war der Eritgaugraf Wolfrad von Veringen Ortsherr; von 1265 ging das Dorf an die Grafen von Grüningen-Landau, die es 1323 an die Herren von Ellerbach, weiterverkauften.

1331 erreichte der damalige Dorfherr Graf Wilhelm von Montfort bei Kaiser Ludwig dem Bayern die Erhebung zur Stadt und Verleihung eines Wochenmarktes; doch verhinderten die Zeitläufe - seit 1348 suchte der „Schwarze Tod“ Europa heim - eine Blüte. 1443 schließlich erwarb das nahe Zisterzienseinenkloster Heiligkreuztal die Ortsherrschaft. Wie lange und schwere Streitigkeiten zeigten, verstand sich die staatliche und selbstbewusste Gemeinde zu wehren, wenn sie ihre Rechte beeinträchtigt glaubte.

Mit Heiligkreuztal kam Ertingen dann 1804 an Württemberg. Besitz hatten auch die österreichische Herrschaft Bussen, Kloster Salem und Stift Buchau, ihm gehörte die alte, bereits 1169 genannte Pfarrei, zu der ursprünglich Marbach, Erisdorf und der größte Teil von Neufra zählten. 1755 wurde die Marienkapelle, ein Kleinod des Barock, erbaut.

Der bedeutendste Sohn der Gemeinde ist der Mundartdichter, Volkskundler und Arzt Michel Buck: Dr. Michael Richard Buck (1832 - 1888).

 

Teilort Binzwangen

Binzwangen ist vielleicht schon 805 (Semibinwane), sicher aber 1241 erstmal genannt, als Hartmann von Binzwangen (Binezwangen) eine Schenkung an das Kloster Heiligkreuztal bezeugte. Später war die Dorfherrschaft zwischen den Grafen von Grüningen-Landau und Herren von Justingen geteilt; 1275 erwarb Heiligkreuztal zunächst den Justinger Teil. 1443 zusammen mit der Burg Landau den Rest.

1560 besaß das Kloster so 42 Güter und Gütlein, auch war ihm seit 1382 die 1269 erstmals genannte Pfarrei inkorporiert. 1544 kaufte Hans Jakob von Landau den Burgstall Landau noch einmal zurück; doch ging er 1672 endgültig wieder an Heiligkreuztal. 1804 kam Binzwangen mit Heiligkreuztal an Württemberg. 1827 wurde die 1398 erbaute große Sakraments- und Fronleichnamskapelle, die als Wallfahrtskirche großen Zulauf hatte, abgebrochen.

Teilort Erisdorf

Erisdorf wird 1311 aus Anlass des Verkaufs der Güter des Ritters Heinrich gen. Fleke an Kloster Salem erstmals genannt (Eringsdorf). Die Ortsherrschaft ging in der Folge von den Herren von Hornstein über die Herren von Reischach 1398 an das Riedlinger Spital, das bereits im Jahre 1378 22 Güter erworben hatte und seinen Besitz so 1501 durch den Kauf der Mühle noch weiter vermehrte. 1403 eignete Kloster Reichenau ihm neue Lehen zu.

Bis zum Übergang an Württemberg im Jahre 1805 besaß nun das Riedlinger Spital bzw. als dessen Oberpfleger Bürgermeister und Rat der Stadt - die Gerichtsbarkeit, wählte den Amtmann und besetzte jährlich das Gericht mit 12 Richtern aus dem Dorfe. Kirchlich gehörte Erisdorf dagegen zur Pfarrei Ertingen; wenn auch schon seit 1403 eine eigene Frühmesse bestand, so wurde es doch erst 1837 eigene Pfarrei.

Zahlen - Daten - Fakten

Die drei früher rein landwirtschaftlichen Teilorte entwickelten sich immer mehr zu Arbeitswohn- bzw. gemischt strukturierten Orten. Besonders der Teilort Ertingen hat aufgrund seiner überdurchschnittlichen guten Handwerks-, Handels- und Gewerbebetriebe eine über den Bereich der Gemeinde hinausgehende zentralörtliche Bedeutung. Im Lauf der Jahre konnten viele nichtlandwirtschaftliche Arbeitsplätze geschaffen werden.

Allerdings besteht nach gewerblichen und industriellen Arbeitsplätzen weiterhin Bedarf. Im fortgeschriebenen Regionalplan ist vorgesehen Ertingen zum Unterzentrum aufzustufen. Ertingen verfügt über vorbildliche öffentliche Einrichtungen, wie z.B. eine moderne Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, eine Kleinschwimmhalle, ein Alten- und Altenpflegeheim mit 58 Betten und angeschlossener Betreuter Seniorenwohnanlage, vier kommunale Kindergärten auch in den Teilorten, zwei modernen Mehrzweckhallen und ein neues Dorfgemeinschaftshaus, sowie ein attraktives Volkshochschulangebot der VHS Donau-Bussen.

Beim Freizeit- und Erholungszentrum Schwarzachtalseen besteht ein gutes Angebot an Bade-, Surf-, und Angelmöglichkeiten. Zwei Freizeit- und zwei Naturseen laden ideal zum Erholen ein. Die Gemeinde verfügt seit jeher über große Waldflächen. Über 660 ha Wald mit dem beliebten Wanderziel "Blindsee" sind einerseits eine schöne Naherholung, und waren andererseits stets auch eine schöne Geldquelle der Gemeinde.

Über 40 Vereine deuten auf ein sehr gut funktionierendes bürgerschaftliches Engagement, das sich auch in zahlreichen Festen und Veranstaltungen widerspiegelt. Ein Höhepunkt ist die jährliche schwäbisch-allemanische Fasnet mit Brauchtumspflege, traditionellen Umzügen und Kostümen. Bei der Spätaussiedlerintegration hat die Gemeinde große Leistungen erbracht. Acht Übergangswohnheime nahmen in den letzten Jahren fast 1.300 Menschen auf, von denen zahlreiche in der Gemeinde eine neue Heimat gefunden haben.

Im Dezember 1999 wurde die Umgehungsstraße im Zuge der B 311 fertiggestellt. Sie führt direkt an zwei neu erschlossenen größeren Gewerbe- und Industriegebieten vorbei. Mit der Verkehrsentlastung eröffnen sich im Ortskern enorme Entwicklungspotentiale.Die Gemarkungsfläche umfaßt 3.776 ha. Die Zahl der Einwohner bewegt sich um die 5.500.Aktuelle Daten zur Gemeinde finden Sie auf der Homepage des Statistischen Landesamts.